Wir wollen euch ein bischen mitnehmen beim Backen
Backtage mit der ganzen gemeinde
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Unser Projekt Lehmofen
Unser Projekt Lehmofen ist nun zu Ende. Aber Moment mal! Wie ist es eigentlich dazu gekommen? Werfen wir mal einen Blick zurück zum Anfang. Wie fing dieses Projekt eigentlich an und wie hat es nun geendet? Diese Fragen sollen in diesem Text beantwortet werden.
Wir schreiben das Jahr 2020. In diesem Jahr haben wir bei unserem jährlichen Stammesthing, bei dem wir immer alle wichtigen Sachen und Entscheidungen vom Stamm besprechen, den anderen Mitgliedern die Idee vorgestellt, einen Lehmofen mit Unterstand zu bauen. Aber kurz zurück zum Anfang. Wer ist eigentlich dieses „wir“? Das sind Stephan Abele und ich, Christian Hüttmann, wobei ich die Hauptverantwortung für dieses Projekt übernommen habe.
Jedenfalls haben wir die Idee auf unserem Stammesthing vorgestellt und viele haben mit Begeisterung darauf reagiert. Nun war nur noch die Frage nach einer Finanzierung offen, weil unser Pfadfinderstamm alleine niemals das nötige Geld hätte aufbringen können.
Durch unseren Pastor, Arnd Heling, haben wir dann die „Bingo Umweltlotterie“ kennengelernt, welche viele gemeinnützige Projekte fördert und unterstützt in Schleswig-Holstein.
Hierfür mussten wir eine Projektbeschreibung einreichen mit einer Kostenaufstellung. Da wir sowas noch nie gemacht haben, holten wir uns Hilfe von einem Architekten. Dieser hat uns dann eine Kostenaufstellung für einen Unterstand mit Gründach geschrieben sowie für den Lehmofen unter diesem Dach. Als wir nun dies alles beisammen hatten, hat unser damaliger Kassenwart Moritz Dietzsch diesen Antrag bei der „Bingo Umweltlotterie“ eingereicht. Hier wurde dann über unser Projekt abgestimmt und es wurde schließlich auch genehmigt. Also hatten wir die ersten 6.000€ für unser Projekt organisiert.
Nun konnten wir in die konkrete Planung gehen. Hierfür hat uns der Zimmerermeister René Werner eine Zeichnung erstellt mit den dazugehörigen Berechnungen, damit die Unterkonstruktion auch die Last des Gründaches aushält.
Endlich konnten wir anfangen zu bauen. Zuerst musste dafür noch ein Schuppen umgestellt und ein kleiner Strauch entfernt werden. Nachdem dies getan war, haben wir am 13.06.2020 mithilfe eines Minibaggers vom Hausmeisterservice Cornehl die Grundplatte ausgehoben und auch das Loch für das Fundament des Lehmofens ausgebaggert. Danach haben wir dann die Bordsteine gesetzt, wofür wir halbe Gehwegplatten verwendet haben, die wir uns bei Ebay-Kleinanzeigen organisiert hatten. Anschließend haben wir das Fundament mit Beton verfüllt, die Fundamente für die Unterkonstruktion gemacht und die restliche Grundfläche gepflastert.
Nun kam es leider zu einer längeren Pause, da die Coronapandemie ein Treffen zum Bauen nicht ermöglicht hat und der Zimmerermeister keine Zeit hatte. Aber wir haben bereits vor der Pause schon unser ganzes Bauholz besorgt und gestrichen, was sich im Nachhinein als gutes Timing herausgestellt hat, denn die Materialpreise sind wegen der Pandemie enorm gestiegen. Im Jahre 2021 haben wir dann den Kontakt zum Zimmerer Jannes Lüdder hergestellt. Mit seiner Hilfe haben wir dann am 04.09.2021 nach alter Handwerkskunst die Unterkonstruktion hergestellt. Doch was bedeutet eigentlich „alte Handwerkskunst“? Nun dies ist schnell erklärt. Wir haben die Holzverbindungen alle mit Holzzapfen gemacht und dann auch mit Holznägeln gesichert, welche wir selber hergestellt haben.
Wir hatten es geschafft. Das Grundgestell stand nun nach über einem Jahr Pause. Jetzt wollten wir aber nicht, dass das schöne Gestell unter den extremen Wetterlagen von Herbst und Winter ohne Schutz dasteht. Also musste noch das Gründach aufgebaut werden. Die anfallenden Vorarbeiten leisteten wir alleine und das eigentliche Gründach haben wir später mithilfe des Dachdeckers Domenik Brustas aufgebaut.
Danach kam es zu einer witterungsbedingten Pause, welche wir aber für wichtige Sachen wie z.B. Planung und Materialbeschaffung genutzt haben.
Mit den Arbeiten haben wir dann Mitte Mai wieder angefangen. Zuerst haben wir dort die Fundamente für die Mauer und den Schornstein gemacht. Danach haben wir den Schornstein aus Wismar abgeholt, um 200€ Frachtkosten zu sparen. Außerdem haben wir von dem Hersteller auch noch einen Meter Schornstein geschenkt bekommen, da er unser Projekt unterstützen wollte.
Bevor es nun aber zum Mauern kam, haben wir die übrigen Balken im Alleingang eingesetzt mit passenden alten Fenstern, um dem alten Baustil treu zu bleiben. Die Balken wurden dabei ebenso nach alter Handwerkskunst miteinander verbunden.
Als dies fertiggestellt war, habe ich mit dem Mauermeister Heiko Lindau aus Schönwalde angefangen den Schornstein aufzumauern. Den Rest des Schornsteins haben wir dann alleine gemauert, da wir wegen der Trocknungszeit nicht alles auf einmal mauern konnten.
Ende Juli haben wir dann damit begonnen, die hintere Rückwand aufzusetzen. Die Steine hierfür haben wir aus einem Nachbarort gekauft. Dort wurde eine alte Halle abgerissen und die Steine auf Ebay Kleinanzeigen zum Verkauf angeboten.
Parallel zu der Ziegelmauer haben wir mit den Lehmsteinen die andere Wand verschlossen. Die Lehmsteine für unsere Wand kommen aus Braunschweig, Greifswald und aus der Nähe von Hamburg, wo alte Häuser saniert worden sind und deswegen dort Steine übrig waren. Diese alten Lehmsteine wurden nun nach alter Handwerkskunst wieder zu einer Mauer zusammengebracht.
Nachdem wir die Rückwand fertig gemauert hatten, kam dann endlich das Podest für den Backofen. In der Zwischenzeit habe ich durch ein Praktikum Verbindung zu einer Ofenbaufirma aus Lübeck aufnehmen können, bei der ich jetzt auch meine Ausbildung mache. Durch diesen neuen Kontakt haben wir dann bei dem großen Backofenhersteller „Wolfshöher Tonwerke“ angefragt, ob sie unser Projekt unterstützen würden. Dieser hat uns dann eine Unterstützung zugesichert und wir haben einen Bausatz im damaligen Wert von 3.221€ geschenkt bekommen. Dabei handelte es sich um einen Backofen aus deren Schulung, der nicht mehr genutzt wurde und auch nicht mehr normal verkauft werden konnte. Diesen Bausatz habe ich dann mit meinem Chef dem Ofenbaumeister Alexander Duge aufgebaut. Er hat uns auch noch eine Drosselklappe und Rauchrohre geschenkt für den Anschluss an den Schornstein.
Als der Mörtel vom Ofenbau ausgehärtet war, konnten wir die Dämmung anbringen und den Ofen zusätzlich mit Lehmmörtel aus aufgeweichten Steinen dämmen. Dadurch hat er nun die Optik eines Lehmofens. Unter dieser Hülle befindet sich ein zweistöckiger Backofen, welcher uns mittlerweile schon viele leckere Mahlzeiten beschert hat. Die ersten Backversuche fielen gar nicht so schlecht aus und inzwischen haben wir sogar ein festes Backteam.
Am 02.10.2022 war es dann endlich so weit. Bei unserem jährlichen Erntedankfest, welches wir mit der Kirchengemeinde zusammen ausrichten, haben wir feierlich den Lehmofen eingeweiht. Hierzu habe ich eine Rede gehalten und alle Beteiligten mit einem kleinen Dankeschön gewürdigt. Hinzu kam natürlich frischer, leckerer Flammkuchen aus unserem Lehmbackofen.
Unser Projekt ist nun fertig. Über 650 Arbeitsstunden und noch viele Planungsstunden stecken darin. Natürlich kommen nach und nach noch kleine Verbesserungen hinzu, wie ein fester Tisch zum Zubereiten von Teigwaren oder ein neuer Glutschieber, welchen wir mit dem Schmiedemeister Stephan Abele gefertigt haben.
Unser Hauptziel und -traum von einem eigenen Backofen ist nun aber erreicht.
Ich bin Christian Hüttmann, 19 Jahre alt und freue mich auf die zukünftigen Backaktionen und darauf mehr Leuten meine Begeisterung für solche Werke nahezubringen. Vielleicht verstehen dadurch auch mehr Menschen, warum mir mein Beruf als Ofen- und Luftheizungsbauer so ein Spaß macht.
Zum Schluss möchte ich mich nochmal herzlichst bei allen Helfern und Unterstützern bedanken, die dieses Projekt möglich gemacht haben und ohne die es jetzt nicht so schön geworden wäre, wie es ist.
VIELEN DANK!